Sonntag, 2. Dezember 2012

Ferienidyll: Sierra de la Ventana

Achteinhalb Stunden lang dauert die Fahrt im Micro, dem argentinischen Überlandbus, von der Capital Federal Buenos Aires nach Sierra de la Ventana, einem beschaulichen Ferienort im Südosten der Provinz Buenos Aires. Das Dorf liegt in einem weiten, grünen Tal, das von dem Gebirgszug der sogenannten Sierras de la Ventana begrenzt wird. Dieses Mittelgebirge hat dem 2000-Seelen-Ort seinen Namen gegeben und macht den Reiz der Gegend aus. Egal ob man wandern, reiten, fischen oder Golf spielen will, man findet hier, was man sucht (wenn auch in kleinerem Maßstab als anderswo). Vor allem aber findet man Ruhe, weite, unberührte Landschaft und Erholung. Eine Wohltat, gerade, wenn man aus der lebhaften Hauptstadt hierherkommt!
 
Ausländische Touristen sind in Sierra de la Ventana kaum anzutreffen. Zahlreiche Argentinier dagegen haben hier ihre Ferienhäuschen und an einem verlängerten Wochenenden genießen die Stadtmenschen aus Bahía Blanca oder Buenos Aires die Ruhe und Beschaulichkeit des Ortes. Besonders der Ortsteil Villa Arcadia erinnert an eine Ferienkolonie, denn hier reiht sich ein Ferienhaus ans andere. Die meisten dieser Häuschen sind von weitläufigen, baumbestandenen Gärten umgeben. Außer einem gelegentlichen Auto und Vogelrufen hört man hier nichts, nur manchmal ertönen aus einem Garten leise Gitarrenklänge.

 



"Es gibt viele Deutsche hier in der Gegend", erzählt der Mann im Feinkostladen, während er einen kugelrunden Leib Kräuterkäse verpackt. Er meint damit die Nachfahren deutscher Einwanderer, die sich in den vergangenen hundert Jahren in diesem Teil Argentiniens niedergelassen haben . Sierra de la Ventana wurde beispielsweise 1908 vom Deutschen Diedrich Meyer gegründet. Heute erinnern Straßennamen wie "Von Bülow" oder das Ferienhaus "Bodensee" an das deutsche Erbe der Gegend.


Ein schöner Spazierweg führt am schattigen Ufer des Flüsschens Sauce Grande entlang. Anders als in den schmutzig-braunen Gewässern der Hauptstadt kann man in diesem klaren, ruhig fließenden Wasser beruhigt baden.
Weniger beruhigend mag es so mancher finden, dass in dem Flüsschen gelegentlich kleine schwarz-gelb-gefärbte Schlangen anzutreffen sind. Da aber die Einheimischen und ihre Kinder hier am Wochenende unbesorgt schwimmen und im Wasser planschen, scheint von diesen Reptilien keine größere Gefahr auszugehen, auch wenn sie dank ihrer Musterung recht giftig aussehen.

Wer seinen Blick ins Weite schweifen lassen oder einfach einen Überblick über die Region bekommen will, sollte einen der zahlreichen Hügel oder Berge besteigen - vom kleinen Cerro Ceferino oder Cerro del Amor in Sierra de la Ventana bis zum Cerro Tres Picos, der mit 1239 Metern der höchste Berg der Provinz Buenos Aires ist. 
Im knapp 20 km von Sierra entfernten Nationalpark gibt es zahlreiche schöne Wanderwege, die durch schattige Wäldchen, über sprudelnde Bäche und Felsgeröll führen. Abgesehen von den unbekannten Vogellauten und Begegnungen mit argentinischen Schlangen fühlt man sich hier häufig an die europäische Bergwelt erinnert.

Fazit: Anders als die Gletscher im Süden Argenitniens, die Wasserfälle von Iguazú oder die Anden bei Mendoza bieten die Sierras de la Ventana keine Superlative oder Exotik und sind daher internationalen Reiseführern wie dem Lonely Planet kaum eine Erwähnung wert. So bleibt diese Region ein echter Geheimtipp für die, die ein paar Tage abseits der ausgetretenen Touristenpfade in einem authentisch gebliebenen Fleckchen Argentinien Urlaub machen wollen.


Am Río Sauce Grande:



 Weite Landschaft um Sierra de la Ventana:



Reitausflug:



Wandern im Nationalpark:




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen