Sonntag, 26. August 2012

Busfahren in Buenos Aires, Teil I:

Dinge zum Staunen, Kopfschütteln und Schmunzeln kann man in Buenos Aires jeden Tag entdecken und erleben. Dazu gehört das Busfahren. Besser gesagt: das colectivo-Fahren, denn die Stadtbusse der Capital Federal nennen sich colectivos.  Es gibt 200 innerstädtische Linien, jede erkennbar an ihrer individuellen Farbgebung. Die colectivos sind das Hauptverkehrsmittel der porteños, nicht nur, wenn ein  Streik den U-Bahn-Verkehr lahmlegt (wie vor drei Wochen geschehen) und die Stadt verkehrstechnisch in Chaos versinkt. 
Selbst wenn die U-Bahn-Fahrer nicht streiken, kommt man mit dem Subterráneo  - kurz Subte - oft nicht weit. Das colectivo-Netz ist wesentlich umfassender ausgebaut und man kann von nahezu jedem Ort in Buenos Aires zu einem anderen gelangen, ohne auch nur ein einziges Mal umsteigen zu müssen. Allerdings sollten gerade ungeübte colectivo-Fahrer genug Zeit einplanen - man kann schon mal eine knappe Stunde unterwegs sein und, falls man nicht aufpasst, auch leicht die richtige Haltestelle verpassen. 

Apropos Haltestelle: Es stellt bereits eine Kunst dar herauszufinden, wo genau man überhaupt in die gewünschten colectivo-Linie zusteigen kann, bevor man sich Gedanken über den richtigen Ausstieg machen muss. Viele der Haltestellen (paradas) der argentinischen Hauptstadt haben diesen Namen keinesfalls verdient. Nur zu oft findet man nichts weiter vor als eine Ansammlung Menschen, die scheinbar ohne Grund am Gehsteig Schlange stehen. Doch der geübte colectivo-Fahrer erkennt hier sogleich: "Ah, die Haltestelle der Nummer XY!" Und stellt sich brav hinten an. (Ordentliches Anstellen ist hier von ebenso großer Bedeutsamkeit wie an britischen Bushaltestellen. Da kann sich auch der bekanntermaßen so disziplinierte Deutsche von den argentinischen Busfahrgästen eine Scheibe abschneiden.)
Andere paradas bestehen aus einem Aufkleber mit der betreffenden Busnummer, der wahlweise an Hauswänden (Achtung: nicht mit der Hausnummer verwechseln!!) oder Laternenpfosten klebt. 
An der Avenida Paseo Colon muss gar ein schmaler Baumstamm, der sich verloren am Straßenrand krümmt, als Haltestellensignal herhalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob auf dem Schild, das an ihm vermutlich vor sehr langer Zeit befestigt wurde, die letzte Zahl kaum noch zu entziffern ist: man WEISS einfach, dass hier die Linie 130 entlangfährt - nicht die 131!

"Und woher weiß man das bitteschön?!", mag der Ahnungslose fragen. Um herauszufinden, mit welcher Linie man fahren, wo man zu- und wo aussteigen muss, gibt es zwei Möglichkeiten: den sogenannten Guia "T" de Bolsillo oder die formidable Website http://mapa.buenosaires.gov.ar/.

Der Guia "T" ist das traditionelle Hilfsmittel des colectivo-Nutzers: ein dünnes, blau-gelb-rotes Heftchen im Taschenformat, das an jedem beliebigen der abermillionen Kiosks der Stadt für 12 Pesos erworben werden kann. Ein "Schlagen wir doch einfach mal kurz nach…"  gibt es nicht. Der Guia "T" besteht aus 36 kleinen Kartenabschnitten, die Buenos Aires' Straßen minutiös (dafür aber auch kaum lesbar, weil so winzig gedruckt) abbilden. Ein solcher Kartenabschnitt befindet sich stets auf der rechten Seite und ist in 24 Planquadrate eingeteilt, die den Kästchen auf der linken Seite entsprechen. Befindet man sich z.B. in Straße X in Planquadrat A3, dann findet man linkerhand im Kästchen A3 alle Buslinien aufgelistet, die hier entlangfahren. Nun muss man nur noch weiterblättern und den Zielort suchen, beispielsweise Straße Y in C4. Wenn sich eine oder gar mehrere der Buslinien in den betreffenden Kästchen auf der linken Seite überschneiden, dann kann man sich glücklich schätzen und muss sich nur noch auf die Suche nach der passenden parada machen (siehe oben). Hört sich kompliziert an? Ist es auch. Aber mit ein bisschen Übung durchschaut man irgendwann sogar den Guia "T". Vielleicht.

Wesentlich user-freundlicher, wenn man so will, ist die Homepage "Mapa de Buenos Aires". Hier gibt man einfach die Abfahrts- und Zieladressen ein und im Null-Komma-Nichts wird eine Reihe Möglichkeiten präsentiert, wie man an den Wunschort gelangen kann. Man sucht sich einfach diejenige Subte- oder colectivo-Linie aus, die am nächsten liegt und/ oder am schnellsten das Ziel erreicht und kann auf dem interaktiven Stadtplan sogar noch die Strecke verfolgen. Manchmal können die Dinge in Baires auch herrlich einfach sein! Manchmal, wohlgemerkt.

Donnerstag, 9. August 2012

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte...

Zu Beginn meines Blogs ein paar fotografische Eindrücke von Argentiniens Hauptstadt:


Der Sonntagsmarkt im Tango-Viertel San Telmo:


 


 

   






Von Bands und Tango-Orchestern wie dem "El Afronte" über Tango-Vorführungen und Marionettenspieler findet man auf der sonntäglichen "Fería artesanal" allerhand zum Stehenbleiben und Schauen...







Stets an der gleichen Hauswand in der Calle Defensa steht ein älterer Herr im Anzug auf einer Kiste und imitiert Carlos Gardel, den legendären Tango-Sänger und Schauspieler. "Gardel Vive" hat er auf ein Schild geschrieben - und in ihm scheint Gardel tatsächlich fortzuleben, wenn er selbstvergessen und voller Hingabe das Mikofron an die Lippen hält, während Gardels Lieder aus dem Kassettenrekorder tönen. Zwischendurch lässt sich Gardel II auch zu ein paar Tanzschritten hinreißen, voller Bedacht einen Fuß vor den anderen auf das Straßenpflaster setzend. Manchmal aber stehen die Kiste, das "Gardel-Vive"-Schild und der Rekorder verlassen da, weil gerade ein Schluck Mate und ein Plausch mit einem der Standbesitzer nottut.

Straßen und Plätze - Stadtspazierung durch Buenos Aires

Plaza de Mayo:

  

                     
Ecke Av. Rivadavia/ Florida
Av. 9 de Julio



Evita ist überall präsent - auf Plakaten, Buchtiteln...oder Gebäuden: 
Auf der Fassade des argentinischen Gesundheitsministeriums an der Avenida 9 de Julio befindet sich das übergroße Konterfei der Quasi- Nationalheiligen.