Montag, 17. Dezember 2012

"No hay monedas - Es gibt keine Münzen" : Von Wechselgeldproblemen und anderen Absurditäten rund ums Einkaufen in Buenos Aires

Einkaufen kann in Buenos Aires bisweilen eine ebenso amüsante (oder nervtötende) Angelegenheit sein wie das Busfahren. Hier ein paar Anekdoten der vergangenen Monate:


Fönkauf in 5 Schritten:

Kurz nach meiner Ankunft in Buenos Aires, Anfang August, benötigte ich einen Fön. Föne und andere Elektrogeräte gibt es im "Rodo" ("El primero y unico hipermercado de electrodomésticos del país" - "Der erste und einzige Supermarkt für Elektrogeräte im Land") in der Straße Florida. Als meine Freundinnen und ich das Geschäft betraten, standen allerhand Männer im Eingangsbereich und zwischen den ausgestellten Waren herum. Sie waren aber keine Kunden, sondern allesamt Angestellte, die auf Kundschaft und somit ein wenig Abwechslung warteten. Leider konnte ich ihnen nichts Gutes tun, da ich zum Fönaussuchen in den ersten Stock musste. Dort gab es nur einen Angestellten, einer älterer, beflissener Herr namens Alfredo. Die Schritte vom Fönaussuchen bis zum Verlassen des Geschäfts mitsamt der gekauften Ware sehen folgendermaßen aus:

1. Fön in einer Vitrine im 1. Stock anschauen und aussuchen, zu Alfredo gehen und den Kaufwunsch äußern.
2. Warten, während Alfredo seinen Kollegen telefonisch mitteilt, welches Objekt gekauft werden soll.
3. Ins 1. Untergeschoss fahren, an einem Schalter die Ware bezahlen und mit dem Kassenzettel ins Erdgeschoss fahren.
4. Im Erdgeschoss den Kassenzettel vorzeigen, den Fön gezeigt bekommen. Ein Granantiestempel auf den Kassenbon. Ein weiterer Stempel auf die Rückseite: "Der ist für den Türsteher", erklärt der junge Mann an der Warenausgabe.
5. Vor Verlassen des Geschäfts beim Türsteher stehenbleiben, den Kassenzettel samt Stempel vorweisen und die Erlaubnis bekommen, mitsamt des gekauften Föns von dannen zu ziehen.


Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie diese fallen in den Läden und Bars von Buenos Aires immer wieder auf. Zum Beispiel wuseln auch in der winzigen Bar "MacPancho" bei der Facultad de Filosofía y Letras (s. Studieren an der UBA) neben dem Chef noch knapp sieben andere Jungen und Männer verschiedenen Alters herum - jeder von ihnen ist für einen anderen Arbeitsschritt zuständig: die Kundschaft nach ihrem Wunsch fragen, Kaffeemaschine bedienen, Essen zubereiten bzw. aus der Vitrine nehmen, Botengänge in der Nachbarschaft erledigen.

Als ich in einem kleinen Eisenwaren- und Elektroladen in San Telmo einen Adapter kaufen wollte, präsentierten mir insgesamt drei alte Herren die vorhandenen Adapter und versuchten sich (wenn auch eher lustlos) an der Kundenberatung.


                   
Geldprobleme
In einem Supermarkt in der Straße Pedro Goyena befindet sich an der Kasse ein Schild: "No hay monedas". Es gibt hier keine Münzen, man muss also entweder den genauen Betrag zahlen oder darf mit Wechselgeld nicht rechnen.


Im "Farmacity", einer Drogerie vergleichbar mit "dm", haben die Kassierer regelmäßig Schwierigkeiten, Wechselgeld herauszugeben. Ein 100-Pesos-Schein, umgerechnet knapp 20 Euro, stellt hier eine große Herausforderung dar. Der Kunde muss entweder warten, bis ein Kollege Wechselgeld heranschafft, oder wird gebeten, doch bitte mit kleineren Scheinen bzw. Kreditkarte zu zahlen. Hat man beides nicht, muss man sich wohl oder übel geschlagen geben und ohne Einkäufe nach Hause gehen.


 

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