Einkaufen kann in Buenos Aires bisweilen eine ebenso
amüsante (oder nervtötende) Angelegenheit sein wie das Busfahren. Hier ein paar
Anekdoten der vergangenen Monate:
Fönkauf in 5
Schritten:
Kurz nach meiner Ankunft in Buenos Aires, Anfang August,
benötigte ich einen Fön. Föne und andere Elektrogeräte gibt es im
"Rodo" ("El primero y unico hipermercado de electrodomésticos
del país" - "Der erste und einzige Supermarkt für Elektrogeräte im
Land") in der Straße Florida. Als meine Freundinnen und ich das Geschäft
betraten, standen allerhand Männer im Eingangsbereich und zwischen den ausgestellten
Waren herum. Sie waren aber keine Kunden, sondern allesamt Angestellte, die auf
Kundschaft und somit ein wenig Abwechslung warteten. Leider konnte ich ihnen
nichts Gutes tun, da ich zum Fönaussuchen in den ersten Stock musste. Dort gab
es nur einen Angestellten, einer älterer, beflissener Herr namens Alfredo. Die
Schritte vom Fönaussuchen bis zum Verlassen des Geschäfts mitsamt der gekauften
Ware sehen folgendermaßen aus:
1. Fön in einer Vitrine im 1. Stock anschauen und aussuchen,
zu Alfredo gehen und den Kaufwunsch äußern.
2. Warten, während Alfredo seinen Kollegen telefonisch
mitteilt, welches Objekt gekauft werden soll.
3. Ins 1. Untergeschoss fahren, an einem Schalter die Ware
bezahlen und mit dem Kassenzettel ins Erdgeschoss fahren.
4. Im Erdgeschoss den Kassenzettel vorzeigen, den Fön gezeigt
bekommen. Ein Granantiestempel auf den Kassenbon. Ein weiterer Stempel auf die
Rückseite: "Der ist für den Türsteher", erklärt der junge Mann an der
Warenausgabe.
5. Vor Verlassen des Geschäfts beim Türsteher stehenbleiben,
den Kassenzettel samt Stempel vorweisen und die Erlaubnis bekommen, mitsamt des
gekauften Föns von dannen zu ziehen.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie diese fallen in den Läden
und Bars von Buenos Aires immer wieder auf. Zum Beispiel wuseln auch in der
winzigen Bar "MacPancho" bei der Facultad
de Filosofía y Letras (s. Studieren an der UBA) neben dem Chef noch knapp
sieben andere Jungen und Männer verschiedenen Alters herum -
jeder von ihnen ist für einen anderen Arbeitsschritt zuständig: die Kundschaft
nach ihrem Wunsch fragen, Kaffeemaschine bedienen, Essen zubereiten bzw. aus
der Vitrine nehmen, Botengänge in der Nachbarschaft erledigen.
Als ich in einem kleinen Eisenwaren- und Elektroladen in San
Telmo einen Adapter kaufen wollte, präsentierten mir insgesamt drei alte Herren
die vorhandenen Adapter und versuchten sich (wenn auch eher lustlos) an der
Kundenberatung.
Geldprobleme
In einem Supermarkt in der Straße Pedro Goyena befindet sich
an der Kasse ein Schild: "No hay monedas". Es gibt hier keine Münzen,
man muss also entweder den genauen Betrag zahlen oder darf mit Wechselgeld
nicht rechnen.
Im "Farmacity", einer Drogerie vergleichbar mit
"dm", haben die Kassierer regelmäßig Schwierigkeiten, Wechselgeld
herauszugeben. Ein 100-Pesos-Schein, umgerechnet knapp 20 Euro, stellt hier
eine große Herausforderung dar. Der Kunde muss entweder warten, bis ein Kollege
Wechselgeld heranschafft, oder wird gebeten, doch bitte mit kleineren Scheinen
bzw. Kreditkarte zu zahlen. Hat man beides nicht, muss man sich wohl oder übel
geschlagen geben und ohne Einkäufe nach Hause gehen.
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