In der Avenida Santa Fe 1860, zwischen Riobamba und Callao,
befindet sich das ehemalige Teatro Gran Splendid.
Auch wenn es schon lange kein Theater mehr ist - sein elegantes Inneres
hat es bewahrt: Galerien, Logen, Bühne, Gold- und Stuckverzierungen an Decke und
Seitenwänden. Intrigen, Verwicklungen und Possen aber werden nun nicht mehr auf
der Bühne dargeboten, sondern sind zwischen Buchdeckel zurückgekehrt, um erst
vor dem inneren Auge ihrer Leser zum Leben zu erwachen. Das Gran Splendid ist im Jahr 2000 zu El Ateneo Grand Splendid geworden - zur größten Filiale der argentinischen Buchhandlungskette
Ateneo. Ganz zurecht nennt die argentinische
Zeitung La Nacion das große Ateneo ein "Schmuckstück unter den Buchhandlungen der Welt".
Wo sich einmal das Theaterfoyer befand, stehen heute
Ladentische voller Bücherstapel und Regale mit Tango-CDs. Statt elegantem
Theaterpublikum bewegen sich jetzt Bücherwürmer und Schaulustige in Richtung
Theatersaal. Diesen erreicht man über ein paar Stufen. Oben angekommen öffnet
sich der Blick auf einen hohen, lichterfunkelnden Raum, über dem sich eine bemalte
Kuppel wölbt. Rechter und linker Hand reihen sich die Bücherregale, beschienen
von der noch erhaltenen Auditoriumsbeleuchtung. Eine Rolltreppe führt hinab in
die Tiefe - zur Kinderliteratur und Musikabteilung.
Im Hintergrund erhebt sich,
noch immer gerahmt von schweren, dunkelroten Vorhängen, die Bühne. Sie ist zum
Café umfunktioniert worden: wo früher Carlos Gardel und andere Tango-Größen
ihre Lieder sangen, kann man heute an café
con leche nippen und dekadente Tortenstücke verspeisen.
Wer dem Ateneo zum
ersten Mal einen Besuch abstattet, steht etwas benommen da: man weiß gar nicht,
wo anfangen. Bevor man durch die Regale schweift und die Nase zwischen
Buchdeckel vergräbt, kann man das Ganze auch erst einmal von oben begutachten:
über Seitentreppen sind die Galerien zu erreichen, die ebenfalls mit Buch-
sowie DVD-Regalen bestückt sind. Und wer bereits ein oder mehrere Bücher zum
Schmökern gefunden hat, kann sich in eine der Leseecken zurückziehen (besonders
gemütlich sind die Logen!) und mit anderen selbstvergessenen Leseratten dem
literarischen Genuss frönen.
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