Die Tücken der Vorbereitung
einer colectivo-Fahrt in Buenos Aires
habe ich ja bereits ausführlich beschrieben (s. Busfahren in Buenos Aires, Teil I). Sobald man dank Guia "T" oder der
"Mapa" weiß, welche Linie man benötigt und man herausgefunden hat, wo
sich die passende Haltestelle befindet, kann es endlich mit dem colectivo-Fahren an sich losgehen.
Ein wenig Vorwissen ist dabei sehr hilfreich - am besten,
man begeht seine erste Fahrt im Beisein eines bereits kundigen colectivo-Fahrers (so hat mich beispielsweise
meine Freundin Sara in die Kunst des portensischen Busfahrens eingewiesen).
Oder man beobachtet die anderen Menschen an der Haltestelle scharf und tut es
ihnen nach.
Bis man sich erleichtert in einen freien Sitz des Busses
fallen lassen kann (freier Sitz - welcher freie Sitz?) oder wenigstens einen
halbwegs passablen Stehplatz mit Festhaltemöglichkeit ergattert hat, ohne dass
man von Ellbogen, den spitzen Absätzen der Nebenfrau oder unhandlichen Paketen belästigt
wird, sind drei Schritte unabdingbar:
1. Den Arm ausstrecken.
Sobald sich ein Bus der gewünschten Linie nähert, tritt man
einen Schritt auf die Straße, streckt den Arm aus, versucht den Busfahrer durch
die spiegelnde Frontscheibe hindurch zu fixieren und hofft, dass der Bus nicht
so voll sein möge, dass er gleich gar nicht anhält. (Doch selbst wenn ein Bus
in europäischen Augen bereits brechend voll zu sein scheint - ein porteño, der nicht länger warten will,
findet einen Weg, um sich noch hineinzuquetschen. Selbst wenn der Fahrer dann
die Tür nicht mehr schließen kann…)
2. Dem Busfahrer verständlich machen, wie viel man gerne zahlen
würde.
Man hat die Wahl zwischen $1,10 (kurze Strecke), $ 1,20
(mittlere Strecke) oder $1,25 Pesos (lange Strecke), wobei letzterer Preis umgerechnet
0,20 Euro beträgt.
3. Fahrpreis bezahlen.
Das macht man entweder mit der praktischen Sube-Karte, die man in Post-Filialen
erwerben und mit Guthaben bestücken kann. (Ganz einfach und unbürokratisch ist
der Erwerb der Sube leider nicht,
aber das tut jetzt nichts zur Sache…) Oder man bezahlt mit Münzen. Das tut man
aber weder gern noch lange Zeit, denn das mit den Münzen und den colectivo-Fahrkartenautomaten (die sich
stets hinter/neben/vor dem Busfahrer befinden) ist eine sehr leidige
Geschichte.
In Argentinien, muss man wissen, gibt es Geldscheine im Wert
von $ 2 bis $ 100 Pesos. Von Scheinen wollen die Fahrkartenautomaten aber
nichts wissen. Für sie braucht man Kleingeld. Das "größte" Stück argentinisches
Hartgeld ist die 2-Pesos-Münze, die erst dieses Jahr eingeführt worden ist. Da
sie so neu ist, sind die meisten Fahrkartenautomaten nicht daran gewöhnt,
2-Pesos-Münzen zu schlucken. Und spucken sie trotzig wieder aus, mache man, was
man will. (Und dabei hat man sich soeben noch so gefreut, dass man eine
2-Peso-Münze im Geldbeutel hat - außerdem beträgt der Fahrpreis für Fahrgäste,
die mit Münzen statt Sube bezahlen, auch
genau 2 Pesos!).
Da lässt sich nichts machen - man muss nach kleineren Münzen
kramen und beten, dass man genug zusammenbekommt, um den Fahrschein zu
erwerben. Denn nichts scheint schwerer, als an Münzen zu kommen in dieser
Stadt!
Bevor wir im Besitz der göttlichen Sube
waren, waren meine Freundinnen und ich den ganzen Tag damit beschäftigt, mehr
oder weniger sinnvolle Einkäufe zu tätigen, um an Wechselgeld in Münzform zu
kommen. Da es aber den 2-Pesos-Schein gibt, bekommt man beim Einkaufen so gut wie nie 2 Pesos in Münzen zurück. Wenn man also einen dicken Stapel 2-Pesos-Scheine im Portmonnaie hat, aber keinerlei Münzgeld, dann bleibt einem nichts anderes übrig als Kellner oder Kioskbesitzer anzubetteln, doch bitte einen
2-Pesos-Schein kleinzumachen. Und das ist nicht immer ohne weiteres möglich, da auch Kellner und Kioskbesitzer nur mit viel Mühe genug Münzen zusammenkramen können und daher äußerst ungern wechseln...
Also: entweder, man besorgt sich schleunigst die Sube-Karte oder man hortet Münzen mit ebenso
großem Geiz und Verschlagenheit wie Onkel Dagobert!
Doch sobald die drei Schritte - mit ausgestrecktem Arm
winken, Fahrpreis nennen, bezahlen - erledigt sind, kann das Abenteuer colectivo-Fahren endlich so richtig
losgehen.
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