Mittwoch, 14. November 2012

Gauchos - gestern und heute

Welche Assoziationen hat ein Europäer zu
Argentinien? Nach dem berühmten argentinischen Rind wahrscheinlich den legendären Gaucho, das südamerikanische Äquivalent zum nordamerikanischen Cowboy. Viele Mythen ranken sich um diesen Mann aus der Pampa, wild und ungezähmt wie ein ungerittenes Criollo-Pferd, Analphabet, Rinderhirt und Anarchist…


Die argentinische Literatur wie auch die Kunst haben sich mit der Figur des Gauchos auseinandergesetzt. Der berühmteste Gaucho ist wohl Martin Fierro, der Held des gleichnamigen Poems von José Hernandez aus dem Jahr 1872, das heute als argentinisches Nationalepos gilt. Der jüdisch-argentinische Autor Alberto Gerchunoff schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts seine Gauchos judíos (Die Jüdischen Gauchos: http://www.hentrichhentrich.de/buch-juedische-gauchos.html); in kurzen Episoden beschreibt er die Versuche jüdischer Einwanderer sich als Bauern auf dem argentinischen Land anzusiedeln und zu behaupten. Der Maler Florencio Molina Campos (1891-1959) stellte die Bewohner der argentinischen Pampa auf humorvolle Weise dar; seine Gauchos sind rotnasige und wildblickende Gesellen (http://www.molinacampos.org), denen man ungern im Dunklen begegnen möchte.

Doch wo findet man heute noch Gauchos?


Der Prototyp des Gauchos, stolz, unabhängig, unerschrocken, wie ihn der Martín Fierro präsentiert, ist schon lange ausgestorben, falls es ihn wirklich jemals so gab. Argentinienreisende, die aber trotzdem gerne Einblicke in das Gauchotum und die Gauchofolklore bekommen möchten, können dies unweit von Buenos Aires im beschaulichen San Antonio de Areco tun. Das Dorf lässt den Gaucho-Mythos weiterleben. Einmal im Jahr findet für eine Woche ein großes Gaucho-Fest, die Fiesta de la Tradición, mit traditionellen Tänzen, Ausstellungen, Vorträgen, Folklorekonzerten und vor allem mit vielen Pferden und Männern in Gaucho-Tracht statt. Dabei können die modernen Gauchos ihre Geschicklichkeit im Umgang mit den Criollo-Pferden beweisen. Züchter führen ihre Pferdeherden vor, die anschließend von einer Jury bewertet werden. Egal ob man Pferdeliebhaber ist oder keine Ahnung von den Vierbeinern hat, das Gaucho-Festival lässt keinen kalt. Und wenn man ausblendet, dass so mancher Gaucho mit dem Auto zur Pferdeschau vorfährt oder auf seinem stolzen Gaul sitzend mit dem Handy telefoniert, dann kann man sich sogar in alte Zeiten zurückversetzt fühlen, in denen echte Gauchos, frei, wild, unerschrocken, durch die argentinische Pampa ritten…

Reitvorführungen:



Es gibt große und kleine Gauchos...
 



... und Gauchos mit modernem Untersatz:

Zaungäste:


Verpflegung für die Gauchos - natürlich Rindfleisch:

 

Gaucho-Parkplatz:
 

Und manchmal dürfen sogar Frauen aufs Pferd:

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